Mittwoch, 18. April 2018

Höher, weiter, schneller...

... so fühlten sich jedenfalls die letzten Jahre an. Immer mehr in immer weniger Zeit zu schaffen. Warum? Weil der Rest um einen herum natürlich auch nicht schläft. Aber wofür der ganze Stress?

Zurück noch einmal an den Anfang. Vor ca. 10Jahren vertiefte ich zuerst mein Hobby. Anstatt wirklich nur den engsten Familien- und Freundeskreis zu fotografieren, schrieb ich meine ersten TFP-Shootings mit "Fremden" aus. Zu dem Zeitpunkt war ich froh, binnen eines Jahres ca. 10-15 Shootings verzeichnen zu dürfen. Damals noch völlig ohne großartige Konzepte. Oft versuchte ich spontan mir etwas einfallen zu lassen, nachdem ich die mitgebrachten Outfits erst vor Ort betrachten konnte. Es gab noch kein Instagram und bei Facebook war - jedenfalls in Deutschland - noch nichts los. So konnte man mal alle paar Wochen von anderen Fotografen auf diversen Portalen deren neue Arbeiten betrachten und fühlte sich eigentlich gar nicht unter Druck gesetzt. Klar, der eigene Wille, sich fort zu entwickeln, bestand natürlich. Aber warum etwas überstürzen? Mit der steigenden Vernetzung im Social Media stieg auch die Anzahl der Shootings pro Jahr. Blütensaison? Muss unbedingt mitgenommen werden! Der erste Schnee? Raus und schnell shooten, bevor die Gelegenheit wieder verfliegt! Ein Urlaub ist geplant? Sofort schauen, ob man dort auch mit wem shooten könnte! Schließlich ist man sonst doch längst vergessen oder? Gerade wenn man nichts täglich posten kann.

Durch Absagen einiger Modelle vor ein paar Wochen, nahm ich mir mal wieder die Zeit, meinen Rechner etwas gründlicher aufzuräumen sowie durch alte Ordner zu klicken. Dabei stellte ich fest, dass ich allein im letzten Jahr fast 75 Shootings verzeichnen konnte. Und das trotz meiner Projektarbeit fürs Studium, trotz den Abschlussprüfungen sowie den normalen Klausuren und dem Abendunterricht, trotz ganz kleinem Kind und trotz all den anderen Aufgaben im Alltag. Wenn ich jetzt in den Spiegel schaue, kann ich dann von mir behaupten, glücklicher zu sein? Sicherlich konnte ich viel posten und bestimmt habe ich auch den ein oder anderen Follower gewinnen zu können. Aber war das ursprünglich meine Intention?

Ich habe für mich festgestellt, dass ich das Wichtigste bei all dem vergessen habe: Mich und meine Liebe zum Hobby. Generell bin ich kein spontaner Mensch und weil mein Terminkalender immer Wochen im voraus sich mit Shootings füllte, konnte ich noch weniger flexibel reagieren. Auch die Vorgespräche raubten enorm viel Zeit. Zeit, die ich doch lieber mit anderem gerne verbracht hätte. Meine Kleine und die Familie ist nicht zu kurz gekommen, aber mir selbst blieb wenig Spielraum für Sport, Ruhe oder dem Sozialleben darüber hinaus.
Deshalb habe ich für mich beschlossen, nicht mehr dem Trend zu folgen. Nicht höher, weiter und schneller sein zu wollen. Wenn andere an mir vorbei ziehen, dann können sie das. Es ist ihr Weg. Nicht länger meiner. Ich werde mich weiterhin über kleine und große Erfolge freuen. Aber ich möchte mich nicht länger unter Druck setzen lassen. Wem meine Arbeiten gefallen, der wird mir auch weiterhin folgen.

Da dieses Jahr noch einige private Veränderungen anstehen, möchte ich mich mit vollem Herzen erst einmal diesen widmen. Die Kamera zur Seite legen? Völlig undenkbar. Aber die Taktung der Shootings muss etwas zurück gefahren werden. Ich möchte noch mehr mein größtes Glück heranwachsen sehen. Dafür ist später keine Zeit mehr, das nach zu holen. Und dazu bedarf es einer Mama, die mit sich selbst auch im Reinen ist.

Denkt dran, man lebt nur einmal ;)

Liebe Grüße und bis ganz bald,
eure Tina!

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